Reihe CineGraph Buch

Jürgen Bretschneider (Redaktion):

Ewald André Dupont. Autor und Regisseur

München: edition text + kritik 1992
165 Seiten, 40 Abbildungen
DM 31,- / öS 226,- / sfr 28,50
ISBN 3-88377-429-4


Ewald André Dupont war der erste deutsche Filmkritiker, er schrieb drei Dutzend Drehbücher, wechselte dann zur Regie. Er drehte in Berlin, Hollywood und London, marschierte auch bei der »Tonfilm-Revolution« vorneweg. Der Film VARIETÉ machte ihn weltberühmt. »Er ist ein Augenmensch. Er weiß Nuancen bewegt wiederzugeben, sie schimmernd zu belegen, seine Licht- und Schattenspiele unendlich reizvoll zu variieren.« (Lotte H. Eisner).

Anna Sten in Salto Mortale (E.A. Dupont, 1931)
E. A. Dupont, am 25. Dezember 1891 geboren, ging 1911 nach Berlin und richtete dort bei der »B.Z. am Mittag« eine ständige Rubrik »Kino und Varieté« ein. Er sah eine enge Verwandtschaft zwischen der Glitzerwelt des Tingeltangel und dem damals noch als unseriös und vulgär geltenden Kinematographen. Spannung, Unterhaltung, Nervenkitzel, eine Prise Erotik und Exotik - Kino wie Varieté spekulieren auf das Sensationsbedürfnis. 1916 wechselte Dupont, der in seinen Artikeln oft grundsätzliche Aspekte des neuen Mediums Film thematisierte, das Fach: Aus dem Filmjournalisten wurde ein vielbeschäftigter Drehbuchautor. 1918/19 drehte er nach eigenen Büchern zwölf Kriminalreißer. Dupont konnte bereits auf 21 Filme verweisen, als er 1919 ein Lehrbuch für Drehbuchautoren veröffentlichte: »Wie ein Film geschrieben wird und wie man ihn verwertet«.

DER WEISSE PFAU von 1920 ist ein früher Beleg für Duponts Kunst, das Milieu der kleinen Schausteller und die spannungsreiche Atmosphäre zwischen Künstlergarderobe und Bürgersalon eindrucksvoll zu schildern. Sein Star war in diesen Jahren Henny Porten, mit der er die erste, unübertroffene Verfilmung der GEIER-WALLY herstellte und DAS ALTE GESETZ, die Lebensgeschichte eines jüdischen Schauspielers, in der die Welt der orthodoxen Judentums der Künstlerwirklichkeit konfrontiert wird. 1925 entstand der Klassiker Varieté: »Bildfolgen, die geradezu beispielhaft für den Film überhaupt sind« (Herbert Ihering). Nach diesem Welterfolg wurde Dupont nach Hollywood geholt, erlebte dort aber ein künstlerisches Desaster. Danach arbeitete er in London, experimentierte mit dem Tonfilm, galt als Pionier der Versionen-Technik. ATLANTIC, 1929 in englischer und französischer, anschließend auch in französischer Besetzung gedreht, war seinerzeit mit seinem einfallsreichen, innovativen Einsatz von Ton und Geräuschen. Wieder in Deutschland, wandte sich Dupont noch einmal dem Zirkusfilm zu: SALTO MORTALE (1930) besticht durch ungewohnte Einstellungen und virtuose Kamerafahrten. Doch Deutschland bot Dupont kaum Möglichkeiten, seine künstlerische Karriere fortzusetzen; noch vor der Machtergreifung der Nazis war er wieder in den USA. Das »Filmparadies« Hollywood hielt für ihn jedoch keine Aufgaben bereit, er durfte nur drittklassige Projekte realisieren und landete schließlich als Serienschreiber beim Fernsehen. Dupont starb am 12. Dezember 1956, sein Nachlaß wurde aus einer Garage an Passanten verkauft.

Inhalt

  • Wolfgang Jacobsen: Columbus Dupont
  • Samuel Fuller: He Will Grip You
  • Ewald André Dupont: Anleitung für Filmschriftsteller. Wie ein Film geschrieben wird und wie man ihn verwertet
  • Uli Jung: Schreiben und verwerten. Duponts Ratschläge an Drehbuchautoren
  • Christiane Heuwinkel: Die Metamorphosen der Tagespresse. Der Filmkritiker E. A. Dupont
  • Thomas Brandlmeier: Zeiträume. Drei Anmerkungen zu Dupont
  • Fred Gehler: Ein frühes Credo oder Der vollkommene Affe ist noch kein Mensch
  • Heide Schlüpmann: Auf dem Wege zur Kulturindustrie. Anmerkungen zur Ästhetik in Filmen Duponts
  • Renate Helker: Der Körper als Träger filmischer Formen
  • Veronika Rall: Geschichten vom Kleinbürger - Instinkte des Publikums. Zum Diskurs der Schaulust in VARIETÉ
  • Rolf Aurich, Rainer Rother: Die Marke ernster Arbeit. Hanns Lippmanns Gloria-Film und E. A. Dupont
  • Andrew Higson: Film-Europa. Dupont und die britische Filmindustrie
  • Helmut G. Asper: Making a Living. Dupont und Hollywood
  • Evelyn Hampicke, Jürgen Bretschneider: Biografie
  • Hans-Michael Bock: Filmografie, Bibliografie

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