3 x Nebenzahl. Materialien zum 14. Internationalen Filmhistorischen Kongreß, Hamburg, 15. - 18. November 2001.

Paris 


Nebenzahl wandert 

Paris, 9. Juni
Nebenzahl, der hier eine Produktionsfirma errichtet und bereits zwei Filme gedreht hat, wird seine hiesige Firma liquidieren und nach London übersiedeln, um sich dort als Produzent zu betätigen.
Der Entschluß Nebenzahls ist auf die heftigen Angriffe zurückzuführen, die die "Comedia" und einige andere hiesige Fachblätter gegen ihn gerichtet haben. Man hatte ihm vorgeworfen, ausschließlich Ausländer in seinen Filmen zu beschäftigen. In der gestrigen "Comedia" wird dies bestätigt, aber andererseits unterstrichen, daß sich die Angriffe keineswegs auf den Regisseur des letzten Nebenzahl-Films, Robert Siodmak, beziehen.

Film-Kurier, Nr. 134, 11.6.1934

 

 

La crise est finie

(...) Glücklicherweise gibt es auch noch Leute, die sich von dieser allgemeinen Miesmacherei nicht beeindrucken lassen. Sie haben die Parole ausgegeben: LA CRISE EST FINIE und auf diesem Thema einen reizenden Film aufgebaut, der im Paramount-Theater auf den grossen Boulevards einen respektablen Erfolg hat. Wie der vor einiger Zeit an der gleichen Stelle zur Uraufführung gelangte Film MAUVAISE GRAINE ist auch LA CRISE EST FINIE eine gemeinsame Arbeit aus Deutschland verjagter Künstler und ihrer französischen Kollegen. Robert Siodmak führt die Regie, Franz Waxmann schrieb die Musik und Kolpe lieferte das Manuskript, während die Schauspieler ausschließlich Franzosen sind, an der Spitze Albert Préjan und Danielle Darieux.
Es ist die lustige Geschichte einer Revuetruppe, deren Schicksal im Wechselspiel der Krise gezeigt wird. Diese jungen Menschen lassen sich nicht unterkriegen, und wenn auch die Überwindung der Krise auf der Leinwand leichter ist als in der Wirklichkeit, so trägt doch ein solcher Film unendlich viel dazu bei, jenen pessimistischen Strömungen entgegenzuwirken. Daß es gerade deutsche emigrierte Filmleute sind, die dabei mithelfen, dem Optimismus eine Gasse zu bahnen, scheint uns nicht zuletzt deswegen so bemerkenswert, weil, wie man weiß, das Wirken dieser Künstler in Frankreich anfangs auf große Schwierigkeiten gestoßen ist. 

Emile Grant, Pariser Tageblatt, 21.10.1934


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